Interview mit Uwe Sieber

Uwe Sieber

Leiter Technik Abschnitt Leipzig–Werdau

  • Bis Au­gust 2022 bei DB In­fra­GO AG im Pro­jekt Des­sau–Roß­lau tä­tig
  • Seit 1. Sep­tem­ber 2022 im Pro­jekt Sach­sen-Fran­ken-Ma­gis­tra­le, Nach­fol­ger von Jens Hett­wer auf die­ser Po­si­ti­on

Herr Sieber, sie haben kürzlich die Projektleitung für den Abschnitt Leipzig–Werdau übernommen. Was ist Ihre Aufgabe im Projekt?

Der Aus­bau der Stre­cke auf die­sem Ast pas­siert in meh­re­ren Ab­schnit­ten, dar­an ar­bei­ten drei Teams mit ins­ge­samt 50 Mit­ar­bei­tern, die ich an­lei­te. Mei­ne Auf­ga­be ist es, al­les so zu or­ga­ni­sie­ren, dass es klappt: Ter­mi­ne müs­sen ge­hal­ten wer­den, das Geld muss da sein und die Er­geb­nis­se müs­sen stim­men.

Ich hat­te zu­vor beim Pro­jekt Des­sau–Roß­lau un­ge­fähr die­sel­be Funk­ti­on, das war in­halt­lich sehr ähn­lich und wur­de im Au­gust 2022 ab­ge­schlos­sen.  

Im September haben Sie dann direkt bei der Sachsen-Franken-Magistrale angefangen, wie lief der Einstieg?

Ja, das ging gleich gut los. Wir ha­ben ein Rie­sen­pro­gramm vor uns: Drei Bau­ab­schnit­te gleich­zei­tig, auf de­nen ak­tu­ell viel pas­siert, zu­sätz­lich meh­re­re Pla­nungs­ab­schnit­te, auf de­nen wir die Ar­bei­ten vor­be­rei­ten und in die Wege lei­ten, die in den nächs­ten Jah­ren an­ste­hen.

Zum 30. Ok­to­ber stand die In­be­trieb­nah­me des Elek­tro­ni­schen Stell­werks (ESTW) in Neu­kie­ritzsch so­wie der neu­ge­stal­te­te Bahn­hof in Neu­kie­ritzsch an – da­für hat­ten wir eine Bau­stel­le mit wo­chen­lan­ger Sper­rung.

In Al­ten­burg ging es um die Um­schal­tung auf den nächs­ten Bau­zu­stand. Hier gab es ein we­nig Auf­re­gung we­gen des nicht bar­rie­re­frei zu­gäng­li­chen Bahn­steigs, da konn­ten wir nun nach­bes­sern und über­neh­men für Mo­bi­li­täts­ein­ge­schränk­te die Ta­xi­kos­ten zu den Aus­weich­bahn­hö­fen.

Der Aus­bau des Kno­tens Göß­nitz mit Bahn­hof und ESTW ist gut an­ge­lau­fen. Hier be­rei­ten wir ge­ra­de die rie­sen­gro­ße drei­mo­na­ti­ge Sperr­pau­se im nächs­ten Jahr vor.

Was ist die Herausforderung bei den Planungen?

Was wir uns vor­ge­nom­men ha­ben, muss auch klap­pen. Bei so lan­gen Sper­run­gen mit um­fang­rei­chen ver­schie­de­nen Ar­bei­ten ist ei­ni­ges zu tun, es ist sehr viel Ac­tion drin und lo­gis­tisch her­aus­for­dernd. Wenn gleich­zei­tig Wei­chen ein­ge­baut wer­den, ha­ben wir zum Bei­spiel ein Loch im Gleis. Da ist dann die Fra­ge, wie wir die Ge­rä­te und Ma­te­ria­len zur Bau­stel­le be­kom­men. Da gilt es, ta­ges­scharf zu pla­nen: Was pas­siert wann? Wen brau­chen wir wann? Gibt es ge­nug Per­so­nal zum ent­spre­chen­den Zeit­punkt?

Die gro­ßen Sper­run­gen lie­gen im Som­mer und in den Fe­ri­en­zei­ten, da­mit Pend­ler we­ni­ger be­trof­fen sind. Da ist aber auch für un­se­re Mit­ar­bei­ter mit Kin­dern Ur­laubs­zeit. Für die Ab­nah­men neu­er An­la­gen müs­sen be­stimm­te Fach­kräf­te ein­ge­plant wer­den. Schließ­lich geht nach lan­gen Sperr­pau­sen so ei­ni­ges neu in Be­trieb. Um all die­se The­men küm­mern wir uns im Vor­feld.

Be­son­ders span­nend ist auch die Leit- und Si­che­rungs­tech­nik auf dem neu­es­ten Stand, mit der wir die Stre­cke aus­bau­en. Wir bau­en elek­tro­ni­sche und teil­wei­se so­gar di­gi­ta­le Stell­wer­ke, da­mit kön­nen Si­gna­le und Wei­chen auf Di­stanz per Com­pu­ter ge­steu­ert wer­den, wo bis­her teil­wei­se noch Fahr­dienst­lei­ter vor Ort sein muss­ten. Mit der neu­en Tech­nik muss man auch vie­les be­ach­ten, be­son­ders die Schnitt­stel­len zwi­schen alt und neu und wie das Zu­sam­men­spiel ge­lingt, sind her­aus­for­dernd. Da­für er­le­ben die Fahr­gäs­te und die Kol­le­gen im Be­trieb dann nach der Fer­tig­stel­lung ei­nen Rie­sen­sprung mit der mo­der­nen In­fra­struk­tur.

Was sind für Sie die Highlights, kommen zum Beispiel spezielle Geräte zum Einsatz oder gibt es etwas Spektakuläres zu sehen?

Auf die­ser lan­gen Stre­cke mit den vie­len Bau­ab­schnit­ten ha­ben wir so gut wie al­les im Ein­satz, das man sich vor­stel­len kann. Es gibt zum Bei­spiel gro­ße In­ge­nieur­bau­wer­ke wie etwa eine Stahl­brü­cke mit über 50 Me­tern Spann­wei­te und gro­ße Gleis­bau­ma­schi­nen und vie­les mehr.

Das ist das Span­nen­de an mei­nem Be­ruf, die vie­len ver­schie­de­nen Ein­zel­hei­ten und man kann hin­ter­her an­fas­sen, wor­an man ge­ar­bei­tet hat, man sieht, was man ge­leis­tet hat. Und das in­ter­es­siert eben auch vie­le Men­schen. Das konn­ten wir zum Bei­spiel beim An­drang zu den Bau­stel­len­füh­run­gen beim Bahn­hofs­fest in Neu­kie­ritzsch zum 180. Ju­bi­lä­um se­hen. Man kommt mit vie­len Men­schen in Kon­takt – die Bahn ver­bin­det eben.

Wenn wir dann fer­tig sind 2028, das wird dann ein wirk­lich tol­les Ver­kehrs­an­ge­bot für die Re­gi­on, mit der Mög­lich­keit, zwi­schen den Städ­ten zu woh­nen und im dich­ten Takt zu pen­deln. Da bin ich sehr op­ti­mis­tisch. Ach – ich lie­be mei­nen Job, je­den Tag pas­siert et­was Neu­es und wenn ich auf die Er­geb­nis­se gu­cke, das macht schon rich­tig Spaß.

Gibt es etwas, das Ihnen bei der Arbeit besonders wichtig ist?

Das Team! Den Mit­ar­bei­tern muss es gut ge­hen, da­mit wir un­se­re gro­ßen Auf­ga­ben stem­men kön­nen, da bin ich für vie­les of­fen, etwa fle­xi­ble Ar­beits­zei­ten und Ho­me­of­fice. Und weil im Kon­zern vie­le wei­te­re Bau­pro­jek­te an­ste­hen, brau­chen wir auch im­mer Nach­wuchs. 

Dar­um bin ich froh, dass wir hier Werk­stu­den­ten ha­ben, ak­tu­ell be­treue ich ge­ra­de eine Ba­che­lor-Ar­beit zu un­se­rem Pro­jekt­ab­schnitt Al­ten­burg. Mir ist es sehr wich­tig neue Fach­kräf­te für un­se­re Bran­che zu be­geis­tern, die mit krea­ti­ven Ideen Lö­sun­gen bei­steu­ern kön­nen. Wir ha­ben hier vie­le span­nen­de The­men zu be­ar­bei­ten.

 

In­ter­es­se an ei­nem Ein­stieg? Hier gibt es mehr In­for­ma­tio­nen:

https://fahr­weg.db­net­ze.com/fahr­weg-de/kar­rie­re/ein­stiegs­moeg­lich­kei­ten

No­vem­ber 2022