Interview mit Dr. Christian Schwarz

Dr. Christian Schwarz

Kauf­män­ni­scher Lei­ter Ge­samt­pro­jekt Sach­sen-Fran­ken-Ma­gis­tra­le

  • Zu­vor bei DB Re­gio Süd­ost
  • Seit Mit­te 2014 kauf­män­ni­scher Pro­jekt­lei­ter für das Ge­samt­pro­jekt Sach­sen-Fran­ken-Ma­gis­tra­le

Was genau ist Ihre Aufgabe?

Ich bin ver­ant­wort­lich für die Ge­samt­pro­jekt­lei­tung aus kauf­män­ni­scher Sicht, wo­bei stra­te­gi­sche Kom­po­nen­ten im Vor­der­grund ste­hen. Fi­nan­zie­rung und Kos­ten­steue­rung sind wich­ti­ge Punk­te, das Nach­trags­ma­nage­ment und das Ri­si­ko­ma­nage­ment so­wie Ver­trags­ma­nage­ment und Bürg­schafts­ma­nage­ment spie­len eine gro­ße Rol­le. Es ist wich­tig die ge­setz­li­chen und un­ter­neh­me­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen ein­zu­hal­ten und al­les im Blick zu be­hal­ten, schließ­lich soll es für alle Part­ner zu­frie­den­stel­lend aus­ge­hen. 

Es geht um Ver­trags­er­fül­lung in bei­de Rich­tun­gen: un­se­re Auf­trag­neh­mer er­hal­ten ihr Geld und wir müs­sen die Qua­li­tät im Ge­samt­pro­jekt lie­fern, die wir zu­ge­si­chert ha­ben.

Ge­mein­sam mit Lutz Buch­mann, mei­nem tech­ni­schen Pen­dant in der Ge­samt­lei­tung, ach­te ich dar­auf, dass das Pro­jekt gut läuft – grob ge­sagt ha­ben wir Zeit, Kos­ten und Qua­li­tät im Blick. Da­bei for­men wir das Ge­sche­hen, je­der aus sei­ner Fach­rich­tung und ar­bei­ten sehr gut part­ner­schaft­lich zu­sam­men, schließ­lich über­lap­pen sich die Be­rei­che.

Wie sieht das zum Beispiel beim Risikomanagement aus?

Bei sol­chen Bau­pro­jek­ten gibt es ver­schie­de­ne mög­li­che Ri­si­ken – Ter­mi­ne kön­nen in Ge­fahr sein oder Kos­ten aus dem Ru­der lau­fen. Es geht dar­um, die Ri­si­ken vor­her­zu­se­hen, ab­zu­wen­den oder zu be­wäl­ti­gen. Wenn et­was im Raum steht – zum Bei­spiel, wenn über­ra­schen­der­wei­se ein Find­ling im Bau­grund ent­deckt wird, dann kann der Bau­ab­lauf viel­leicht nicht wie ge­plant statt­fin­den und es ent­ste­hen Mehr­kos­ten.

Also ge­hen wir ge­mein­sam in Klau­sur, dis­ku­tie­ren die Pro­ble­ma­tik und su­chen nach Lö­sun­gen. Wir be­spre­chen, wie es mög­lichst zü­gig wei­ter­ge­hen kann, was ge­tan wer­den muss und wie ge­ge­be­nen­falls die Mehr­kos­ten fi­nan­ziert wer­den kön­nen. 

Wo liegen die größten Herausforderungen?

Der Ar­beits­auf­wand für das Nach­trags­ma­nage­ment bei so ei­nem gro­ßen und lang­fris­ti­gen Pro­jekt ist hoch, das ist in die­sem Rah­men ganz nor­mal. Die fi­nan­zi­el­le Ab­si­che­rung muss lang­fris­tig ge­ge­ben sein, da­bei steu­ern wir im­mer wie­der nach. Wir ha­ben die Grund­fi­nan­zie­rungs­ver­ein­ba­rung 1997 ge­schlos­sen, an der zwei­ten Aus­bau­stu­fe ar­bei­ten wir seit 2019. Das sind sehr lan­ge Zeit­räu­me, mit de­nen wir es hier zu tun ha­ben.

Zu­sätz­lich ge­stal­tet sich die Schaf­fung der Grund­la­gen für das Pro­jekt auf­wän­dig. Da es sich ja um Steu­er­gel­der han­delt, die für das Pro­jekt ver­wen­det wer­den, gibt es um­fang­rei­che Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren. Das ist in der Pro­jekt­pla­nung das kom­pli­zier­tes­te Span­nungs­feld, Ziel ver­sus Kos­ten. Un­ser Ziel bei der Sach­sen-Fran­ken-Ma­gis­tra­le ist es, eine leis­tungs- und zu­kunfts­fä­hi­ge so­wie zu­ver­läs­si­ge In­fra­struk­tur zu schaf­fen.

Im Grun­de ist das dann auch nicht an­ders, als wenn Sie ein Haus bau­en. Sie müs­sen im Rah­men ih­rer Mög­lich­kei­ten blei­ben und da­für wol­len Sie mög­lichst viel be­kom­men. Also kei­ne “gol­de­nen Tür­klin­ken“ ver­bau­en, son­dern schau­en, wo der Nut­zen am größ­ten ist. So ma­chen wir das bei der Sach­sen-Fran­ken-Ma­gis­tra­le auch, wir ver­su­chen, das be­schrie­be­ne Pro­jekt­ziel zu er­rei­chen und da­bei nur die nö­tigs­ten Kos­ten zu ver­ur­sa­chen. Die Ein­hal­tung des Kos­ten­rah­mens ist ei­nes der we­sent­li­chen Kom­po­nen­ten beim Pro­jekt­ma­nage­ment.

Apropos Kostenrahmen – über wie viel sprechen wir denn da bei der 2. Ausbaustufe der Sachsen-Franken-Magistrale?

Ak­tu­ell sind wir bei ei­nem Vo­lu­men von cir­ca 730 Mio. Euro für die 2. Aus­bau­stu­fe und bei ca. 3 Mrd. Euro für das ge­sam­te Vor­ha­ben der Sach­sen-Fran­ken-Ma­gis­tra­le.

Was sind wichtige Meilensteine?

Die er­ge­ben sich aus den Pla­nungs- und Ge­neh­mi­gungs­schrit­ten so­wie aus der Bau­aus­füh­rung. Wir ha­ben erst die Grund­fi­nan­zie­rung er­ar­bei­tet und dann geht es für jede der vie­len Bau­maß­nah­men ins De­tail, da be­ruht die kauf­män­ni­sche Fi­nan­zie­rung auf den tech­ni­schen Plan­fest­stel­lun­gen. 

Und dann kommt eben die Bau­ab­wick­lung, bei der wie be­schrie­ben di­ver­se Über­ra­schun­gen auf­tre­ten kön­nen. Da gibt es schon mal The­men, die ei­nen be­schäf­ti­gen. Aber bis­her ha­ben wir im­mer eine gute Lö­sung in Zu­sam­men­ar­beit mit den Part­nern ge­fun­den.

Hatte denn die Corona-Pandemie besondere Auswirkungen auf das Projekt?

Zu­nächst mal wa­ren wir ge­nau wie alle be­trof­fen, wir muss­ten die Kon­tak­te re­du­zie­ren und der In­for­ma­ti­ons­fluss hat sich ver­än­dert. Aber das Team hat da sehr gut re­agiert, ist schnell und be­reit­wil­lig auf die di­gi­ta­len Me­di­en aus­ge­wi­chen. Ins­ge­samt sind alle sehr kon­struk­tiv mit der Si­tua­ti­on um­ge­gan­gen. 

Das aus­ge­spro­chen gro­ße En­ga­ge­ment der Mit­ar­bei­ter hat da­bei sehr ge­hol­fen, im Team herrscht ein sehr ho­hes An­spruchs­ni­veau.

Die all­ge­mei­nen Kos­ten­ef­fek­te, die mit Co­ro­na ver­bun­den sind, be­tref­fen uns na­tür­lich auch. Al­ler­dings hat uns die Pan­de­mie nicht so stark be­hin­dert, wir ha­ben kaum Pro­jekt­ver­zug  er­lebt.

Und was ist Ihr persönliches Highlight bei diesem Projekt?

Die Zu­sam­men­ar­beit und Kol­le­gia­li­tät – das ge­mein­sa­me Vor­an­schrei­ten – das ist hier wirk­lich et­was ganz Be­son­de­res. 

Da kann ich nur ein rie­si­ges Lob an das gan­ze Team aus­spre­chen. So zu ar­bei­ten, das macht wirk­lich gro­ßen Spaß.

März 2022