Interview mit Holger Dietz
Holger Dietz
Teamleiter ESTW Neukieritzsch, ESTW Regis-Breitingen, 4. und 5. BA ESTW Gaschwitz/Böhlen
- seit 2002 Planer für Eisenbahnbau in Ingenieurbüros
- seit 2007 extern als Projektingenieur auch für DB Projekte beauftragt
- seit 2011 bei der DB festangestellt
- seit 2019 Teamleiter ESTW Neukieritzsch, ESTW Regis-Breitingen, 4. und 5. BA ESTW Gaschwitz/Böhlen
Was genau passiert auf „Ihrem“ Abschnitt und wann?
Ich betreue drei verschiedene Bereiche in den unterschiedlichsten Bau und Planungsphasen. Das ESTW (Elektronisches Stellwerk) Neukieritzsch, dass seit einem Jahr (09/2020) im Bau ist, das ESTW Regis-Breitingen, dass sich mitten in der Genehmigungsplanung befindet und 2024 bis 2026 gebaut wird sowie den 4. und 5. Bauabschnitt für das ESTW Gaschwitz/Böhlen. Hier sind wir in der Entwurfsplanung, auch hier wird 2024 bis 2026 gebaut.
Im Bahnhof Neukieritzsch wird der Bahnhof und ein Stück freie Strecke modernisiert. Die Infrastruktur ist 100 Jahre alt und muss komplett erneuert werden, damit sie den aktuellen Standards gerecht wird. Das sind zum Beispiel die Bahnsteighöhen damit die Barrierefreiheit gewährleistet werden kann.
Wir bauen nach und nach, damit der Verkehr weiterrollen kann. Von den vier Gleisen im Bahnhof sind die Gleise 1 und 2 im September 2021 in Betrieb gegangen, Gleis 3 und 4 sind jetzt dran und werden im Oktober 2022 fertig sein.
Weiterhin werden Personentunnel und Durchlässe, Lärmschutzwände und im Haltepunkt Böhlen Werke eine Fußgängerbrücke erneuert. Bereits im Vorfeld wurden Naturschutzmaßnahmen durchgeführt und z.B. geschützte Zauneidechsen im Baufeld abgesammelt und umgesiedelt.
Was sind die besonderen Herausforderungen?
Jeder dieser Bereiche hat seine eigenen Herausforderungen. Bei dem Personentunnel in Neukieritzsch zum Beispiel ist es der spezielle Architektenentwurf, der das Raumgefühl größer erscheinen lässt und so die gefühlte Sicherheit und den Komfort für die Passanten erhöht, eine Herausforderung. Es sind Rundungen in den Bauteilen vorgesehen, die für die Baufirmen eine Herausforderung darstellen, das sind keine Standardteile. Der Anschluss vom Neubau an die Bestandsanlagen bringt ebenso komplizierte Verhältnisse mit sich und am Ende muss alles zueinander passen.
Und dann gibt es natürlich immer wieder Überraschungen im Baugrund. An einer geplanten Versickerungsgrube ist eine Schicht angetroffen worden, die nicht wasserdurchlässig ist. Dann muss flexibel reagiert werden.
Bei der Planung für Regis-Breitingen wiederum, hier sind wir in der Phase der Entwurfs- und Genehmigungsplanung, geht die Landesgrenze Sachsen/Thüringen durch den Bauabschnitt. Das bedeutet, dass für einen Bauabschnitt alles mit zwei Behörden und unterschiedlichen Ansprechpartnern abstimmt werden muss.
Wie werden Fahrgäste und Anrainer betroffen sein?
Auch das ist je nach Bereich ganz unterschiedlich. Da wir in Neukieritzsch mitten in der Gemeinde bauen, sind die Anwohner von Lärm und Straßenverschmutzung betroffen. Wir informieren aber ausführlich darüber und sind in Bürgersprechstunden mit den Anwohnern im konstruktiven Dialog.
Die Anwohner haben auch Verständnis dafür, denn auf unseren Baustellen kann man den Fortschritt permanent sehen. Bei einer engen Bauzeit – wie während der achtwöchigen Sperrung im Sommer – passiert richtig viel, da sind teilweise 300 Leute am Werk.
Was ist nachher besser?
Es wird laufend besser, denn unsere neugebauten Bereiche gehen kontinuierlich in Betrieb – wie die bereits genannten neue Gleise und der neue Bahnsteig in Neukieritzsch.
Da sieht man deutlich den Unterschied von historischen Anlagen zu den neuen, modern ausgestatteten Anlagen.
November 2021