Interview mit Isabel Lehmann
Isabel Lehmann
Kaufmännisches Projektmanagement ABS Sachsen-Franken-Magistrale,
kaufmännische Teamleiterin Projekte Leipzig – Werdau
- seit Januar 2014 beim Projekt Sachsen-Franken-Magistrale
- zuvor bereits in Leipzig bei DB Projektbau als kaufmännische Arbeitsgebietsleiterin tätig
Was genau ist Ihre Aufgabe im Projekt?
Meine Aufgabe ist es, die kaufmännischen Prozesse mit meinem Team qualitätsgerecht und terminlich sicherzustellen. Dazu gehört an erster Stelle, dass die Finanzierung der Bauprojekte sichergestellt ist. Diese Herausforderungen bewältigen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren “technischen” Kollegen und unter strenger Einhaltung der Vorgaben der Finanzierung auch hinsichtlich des Vergaberechts. Unser Projekt gehört zum vordringlichen Bedarf des Bundesschienenwegeausbaugesetzes und wird mit Bundesmitteln finanziert. Wir stellen sicher, dass diese Gelder im Sinne des Bundes richtig verwendet werden. Dazu gehört auch, dass die kaufmännischen Prozesse des Konzerns DBAG eingehalten und begleitet werden. Vom Einkauf der benötigten Leistungen bis zur Abrechnung.
Daneben ist auch die qualitative Sicherung der Daten in unseren kaufmännischen Systemen ein wichtiger Teil unserer Arbeit. So kann ausgewertet werden, wieviel Geld wurde eingesetzt? Welche Finanzierung liegt dem zu Grunde? Die Frage “lohnt sich das Projekt?” beschäftigt den Konzern intern und auch mit Eintritt in die Bedarfsplanumsetzungsvereinbarung im Jahr 2018 wird eine Wirtschaftlichkeitsrechnung durch einen Gutachter des Bundesverkehrsministeriums kritisch geprüft.
Das heißt, Sie regeln auch den Einkauf?
Ja und nein, denn das kann niemand ganz allein. Wir benötigen für diese zum Teil sehr komplexen und zeitintensiven Vorgänge unsere Partner im Projekt und im Konzern. Zunächst benennt der technische Bereich den Bedarf, dann schauen wir gemeinsam, wie kann der Bedarf gedeckt werden? Wir haben die unterschiedlichsten Beauftragungen, um unsere Projekte voran zu bringen. Das geht von der kleinen Raummiete von 100 Euro für eine Bürgersprechstunde, über mittlere Bauaufträge bis zur EU-weiten Ausschreibung im zweistelligen Millionenbereich. Generell gilt, Ausschreibungen machen wir das gemeinsam mit dem Konzerneinkauf.
Die Kollegen dort übernehmen die Marktabfrage und werten auch die Angebote zusammen mit unserem technischen Kollegen aus. Wir kommen dann wieder ins Spiel bei der sachgerechten Kontierung und dann laufenden Abrechnung des geschlossenen Vertrags für Bau- und Planungsleistungen.
Und gibt es dann manchmal Dinge, die Sie den Kollegen aus dem technischen Bereich nicht “gewähren” können?
So würde ich das nicht sagen, natürlich ist man nicht immer einer Meinung, aber wir arbeiten sehr gut zusammen als Team und verfolgen unser großes gemeinsames Ziel. Gemäß den Kriterien des Bedarfsplans schaffen wir Infrastruktur für die nächsten 100 Jahre.
Sie sprachen die “Farbe des Geldes” an, es gibt also verschiedene Töpfe?
Richtig, unsere Hauptfinanzierungsquellesind zwar die Bundesmittel aus dem vordringlichen Bedarf, zusätzlich gibt es allerdings zu verschiedenen Anlagen auch alternative bzw. komplementäre Finanzierungsarten. Zum Beispiel wenn es um Kreuzungen von Eisenbahn und Straße geht, dann teilen wir uns die Kosten mit dem Straßenbaulastträger und dem Bund oder den Ländern.
Des Weiteren haben wir Mittel aus der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zur Verfügung um einen grundhaften Ausbau der Infrastruktur zu gewähren.
Was sind aus ihrer Sicht wichtige Meilensteine des Projekts?
Rückblickend bin ich stolz darauf, dass wir es als Team geschafft haben, eine neue Finanzierungsvereinbarung kurzfristig zu schließen und damit einen wichtigen Grundstein für die Umsetzung dieses Großprojektes gesetzt haben.
Die wichtigen Meilensteine der Zukunft liegen darin die Projektabschnitte unter den gegebenen Herausforderungen fristgerecht umzusetzen. Und dabei auch immer die Anforderungen an das kaufmännische Projektmanagement zu wahren.
Wo liegen die Herausforderungen?
Verknappung und Verteuerung sind gerade in Zeiten der Ressourcenknappheit und instabilen Lieferketten auch bei uns im Fokus. Außerdem kommt uns zugute, dass die regionale Marktlage bei uns nicht ganz so angespannt ist, wie in anderen Regionen Deutschlands.
Wichtig ist, mit allen Beteiligten in enger Abstimmung zu bleiben, um rechtzeitig aufziehende Probleme zu erkennen und reagieren zu können.
Was macht am meisten Spaß dabei?
Ich persönlich mag genau das am Projektmanagement, jeder Tag kann vollkommen anders sein als erwartet und dann heißt es umdenken und neue Lösungen finden.
Aber am allerbesten gefällt mir die großartige Zusammenarbeit in unserem Team. Dieses Großprojekt in teils angespannten terminlichen Fristen umzusetzen ist eine große Gemeinschaftsleistung.
Januar 2022