Interview mit Jan Hornig

Jan Hornig

Leiter Technik Abschnitt Leipzig–Werdau

  • Seit 2008 bei der Deutschen Bahn, auf das Duale Studium mit Ausbildung zum Fahrdienstleiter folgte der Einstieg in die Infrastrukturplanung.
  • Seit 2017 Leiter Planung und Steuerung im Bereich Zwickau.
  • Seit 1. Dezember 2024 im Projekt Sachsen-Franken-Magistrale, Nachfolger von Uwe Sieber auf dieser Position.

Herr Hornig, Sie haben im Dezember 2024 die Projektleitung für den Abschnitt Leipzig–Werdau übernommen. Was ist Ihre Aufgabe im Projekt?

Die Strecke von Leipzig bis Werdau und weiter nach Hof wird für Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h ausgebaut. Daneben gibt es noch ein paar angrenzende Vorhaben, die nicht so direkt auf dieser Strecke liegen, welche auch noch mit in meinen Zuständigkeitsbereich fallen. In diesem großen Projekt haben wir mehrere Streckenabschnitte, die sich aktuell fast alle im Bau befinden oder bei denen wir in Kürze mit dem Bau starten werden. Wir sind jetzt in der Hochphase und haben mehrere Teams, die sich jeweils um einen Abschnitt kümmern. 

Die Koordinierung dieser Bauabschnitte und Teams ist meine Aufgabe dabei. Dazu gehört natürlich auch der Blick auf Budget und Termine. Die müssen wir einhalten und gleichzeitig die Gebrauchswerte errichten – also das gewünschte Ergebnis liefern. Dieses Dreieck – Geld, Zeit, Gebrauchswert – zusammenzuhalten, ist meine Aufgabe.

Sie kennen das Projekt bereits aus Ihrer vorherigen Tätigkeit und waren daran in anderer Form beteiligt, gab es da für Sie auch Überraschendes?

Genau, ich habe als Leiter Planung und Steuerung im Bereich Zwickau einen Teil der Maßnahmen bestellt und jetzt gerade einen Perspektivwechsel vom „Auftraggeber“ zum „Ersteller“ vollzogen. Überraschend würde ich nicht sagen, aber es ist schon ganz anders. Vorher hat man sich eher um den Endzustand gekümmert und gesagt: Am Ende soll der Gebrauchswert da sein, wir wollen 160 km/h fahren, wir wollen mehr Kapazität auf der Schiene schaffen. 

Jetzt geht es mehr um den Weg dahin: Wie kriege ich das hin? Wie bauen wir das? Wie bekommen wir das alles koordiniert, das ist der Unterschied zu vorher.

Wie war denn Ihr Einstieg und kann man eigentlich überhaupt viel bauen – im tiefsten Winter?

Man denkt vielleicht, dass im Dezember so eine Art Weihnachtsfrieden herrscht, aber das ist mitnichten der Fall. Wir sind dann mitten in der Jahresendsteuerung, kümmern uns darum, dass alle Rechnungen, die dieses Jahr noch verrechnet werden müssen, bearbeitet werden. Gleichzeitig läuft draußen auch der Bau noch. Das kennt man ja: Weiße Weihnachten gibt es recht selten, also ist der Dezember noch ein klassischer Baumonat. Eher im Januar, Februar wird es dann ein bisschen ruhiger auf den Baustellen.

Zum Einstieg habe ich zuerst einmal alle aktuellen Baustellen besichtigt und war mit den Teamleiter:innen draußen unterwegs:

Angefangen im Norden mit Regis-Breitingen, in dem Abschnitt dort ist gerade viel Tiefbau gelaufen, dann zur Waldbahn, also der Abschnitt Markkleeberg - Plagwitz, dort läuft auch viel Tiefbau, es wurde eine Bodenverbesserung gemacht. Altenburg habe ich mir angeschaut, was - bis auf wenige Restarbeiten und die Straßenarbeiten der Stadt – fertig ist. 

Dort sind wir also schon sehr gut vorangekommen und haben den Abschnitt letztes Jahr pünktlich in Betrieb nehmen können. Das freut mich, dass ich da gar nicht mehr viel übernehmen muss.

Dann haben wir noch den aus meiner Sicht größten Bauabschnitt mit Gößnitz bis Crimmitschau. Dort wird aktuell im Knotenbereich in Gößnitz alles in allen Gewerken gebaut. Das ist sehr herausfordernd, auch aufgrund der Lage und der Größe, schließlich muss man an alle Bauabschnitte dort herankommen. Der Streckenbereich (Gößnitz – Ponitz – Crimmitschau) mit seinen vielen, vielen einzelnen Brücken und Bauwerken ist natürlich genauso spannend.

Ja, das habe ich mir alles angeguckt, wurde dabei auch gut im Team aufgenommen – und jetzt geht es ans Machen…

Wo liegen die größten Herausforderungen des Projekts für Sie?

Die Herausforderungen sind, die richtige Bautechnologie zu finden, damit wir immer auch das Fahren und Bauen nebeneinander gut hinbekommen. Dass wir also nur so viel sperren, wie nötig. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass wir die Baustellen auch logistisch versorgen können. Eine Sache, die man leicht übersieht, dann wird gefragt: „Brauchen wir denn jetzt hier unbedingt noch mal eine Sperrung oder warum können wir das nicht zusammen machen?“ Aber ich kann eben nicht die eine Baustelle bauen und schneide mir damit die andere ab, das muss man gut planen. Eine sehr spannende und sehr herausfordernde Aufgabe.

Gleichzeitig geht es auch darum, die Sicherheit der Arbeitenden auf der Baustelle zu gewährleisten. Dann gilt es, die Gewerke zu koordinieren, dass jeder zum Zug kommt und sich keiner im Weg steht.

Herausfordernd ist sicherlich auch die neue Leit- und Sicherungstechnik, die wir einbauen. Auch hier geht es um gute Planung und Koordination, damit die Kabel, die auch mitten durchs Baufeld gehen müssen, so liegen, dass sie dem Bau nicht im Weg sind, aber auch gleichzeitig sicherheitliche Funktionen erfüllen können. Es gibt also viele verschiedene Dinge, auf die man achten muss.

Was sind für Sie die Highlights? Gibt es zum Beispiel etwas Spektakuläres zu sehen, wenn auf der Strecke unterwegs ist, es wird ja unter rollendem Rad gebaut, wie sie gesagt haben?

Die Fahrgäste sehen viel von den Arbeiten: Nicht unbedingt die Krane zum Einheben von Brücken, denn da wird die Strecke gesperrt sein, aber viele Bohrgeräte, Zwei-Wege-Bagger, Stopfmaschinen… Man sieht eigentlich immer Bewegungen draußen auf den Baustellen.

Was die Fahrgäste – aufgrund von Sperrungen und weil da zum Teil kein Personenverkehr ist – leider auch nicht sehen konnten: Wir haben eine neuartige Bodenverbesserung auf dem Abschnitt Markkleeberg – Plagwitz durchgeführt. Dabei wurde im Baubereich bis sieben Meter Tiefe der Boden verfestigt. Wir hatten ein großes Gerät, das den Boden umgräbt und gleichzeitig ein Verbesserungsmaterial einbringt, so dass dann eine höhere Tragfähigkeit erreicht wird, die Baugruben besser halten und sicher errichtet werden können. Das war schon jetzt zu Beginn ein Highlight. So etwas habe ich vorher auch noch nicht gesehen und das war für alle im Team neu. Da hat jede:r von den Kolleg:innen mal hingeguckt und die Ingenieur:innen haben geschaut, wie das funktioniert. Es war eine ganz schöne Schlammschlacht, muss man sagen, aber jetzt ist es auch fertig.

Weitere Highlights werden bestimmt kommen. Allein schon die ganzen Bauzustände dort zu betrachten, das ist schon spannend. Die neue Leit- und Sicherungstechnik lässt uns das ja auch flexibler ausgestalten als bisher. Wir können dann die erlaubten Fahrwege über die Software bestimmen und müssen nichts mechanisch ändern.

Höhepunkte werden sicherlich die Inbetriebnahmen von neuen Bauzuständen oder auch vom Endzustand natürlich. Das ist dann immer das Beste, wenn die Last abfällt, alles soweit geschafft wurde und wir gut durch die Baustelle gekommen sind. Dann kann man das Ergebnis „anfassen“ und die Fahrgäste und der Güterverkehr freuen sich über eine supermoderne Infrastruktur.

Sind Sie denn selbst als Fahrgast auf der Strecke unterwegs?

Ich komme aus Zwickau und bin damit direkt betroffen. Natürlich versuche ich auch, so viel wie möglich Bahn zu fahren, wenn ich in die weite Welt will, da geht der Weg über Leipzig. 

Und ich freue mich schon darauf, in nur einer Stunde von Zwickau nach Leipzig zu fahren, wenn wir fertig sind. So ist ja das große Ziel in diesem Projekt.

Was ist Ihnen noch besonders wichtig bei der Arbeit?

Der gute Umgang zwischen allen Beteiligten. Wir sind ein tolles Team, das hochmotiviert ist und eine sehr hohe Leistung erbringt. Das will ich weiter fördern und begleiten, schließlich sind wir angewiesen auf gute Mitarbeitende. Da gilt es, die richtigen Rahmenbedingungen dafür zu bieten, flexibles Arbeiten und Homeoffice-Möglichkeiten gibt es bei uns zum Beispiel auch.

Wir begrüßen sehr gerne Werkstudierende im Team. Sie sollen sich schnell zurechtfinden, das ist mir besonders wichtig, weil ich damals als Student so meine Erfahrungen gemacht habe. In der ein oder anderen Abteilung saß man manchmal nur herum, das will ich nicht. 

Mir liegt am Herzen, neue Kolleg:innen schnell einzubinden, so dass sie auch schnell Verantwortung übernehmen können für bestimmte Bereiche.

Sehr gerne betreuen wir akademische Arbeiten für Bachelor und Diplom. Für interessierten Nachwuchs sind wir immer offen!

Januar 2025

 

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