Interview mit Jens Hettwer

Jens Hettwer

Leiter Technik, ABS Sachsen-Franken-Magistrale

  • seit 2016 beim Pro­jekt
  • seit 2023 als Lei­ter Tech­nik ver­ant­wort­lich für die tech­ni­sche Sei­te des Ge­samt­pro­jekts

Was passiert während der 2. Ausbaustufe auf dem von Ihnen verantworteten Abschnitt?

Die 2. Aus­bau­stu­fe, die sich im Bau be­fin­det, schließt Lü­cken zwi­schen den be­reits fer­ti­gen Tei­len der Sach­sen-Fran­ken-Ma­gis­tra­le auf dem Ast Leip­zig – Hof. Wir mo­der­ni­sie­ren da­bei die kom­plet­te In­fra­struk­tur und bau­en Schall­schutz. Dazu sind wir auf ver­schie­de­nen Ab­schnit­ten zwi­schen Gaschwitz und Crim­mit­schau ak­tiv, man­che Ab­schnit­te wie Lehn­dorf sind be­reits fer­tig ge­stellt, an­de­re sind ge­ra­de im Bau, man­che wie­der­um noch in Pla­nung.

Wir ha­ben seit 2016 10 Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren ge­habt, vier da­von lau­fen noch. Wenn man auf ei­ner be­stehen­den Stre­cke baut, die be­fah­ren wird, geht das nur Schritt für Schritt, wir kön­nen ma­xi­mal drei Bau­spit­zen gleich­zei­tig ha­ben, da­mit der Ver­kehr wei­ter­rollt. Bis 2028 wird dann al­les fer­tig sein.

Was ist ihre Aufgabe dabei?

Leis­tun­gen, Geld, Ter­mi­ne, dass wir al­les zur rich­ti­gen Zeit am rich­ti­gen Ort zu­sam­men­ha­ben, ist un­se­re Auf­ga­be in der Pro­jekt­lei­tung. Ich bin für den tech­ni­schen Be­reich da­bei zu­stän­dig und habe noch ein kauf­män­ni­sches Pen­dant. Wir sind ein biss­chen Feel­good-Ma­na­ger, müs­sen alle Mit­wir­ken­den mo­ti­vie­ren, dass sie die Pro­jek­te wie ver­spro­chen um­set­zen.

Da­mit das al­les läuft gibt es re­gel­mä­ßi­ge Be­richts- und Be­spre­chungs­for­ma­te mit den vie­len Be­tei­lig­ten und auf un­ter­schied­li­chen Ebe­nen. 

Mon­tags spre­chen die tech­ni­schen und kauf­män­ni­schen Lei­ter, diens­tags sind Bau­be­spre­chun­gen, mitt­wochs Pla­nungs­be­spre­chun­gen mit den ver­schie­de­nen Part­nern. Der­zeit pan­de­mie­be­dingt noch vir­tu­ell, bald aber hof­fent­lich wie­der per­sön­lich. Bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen und der Kom­mu­ni­ka­ti­on all­ge­mein geht ohne den di­rek­ten Kon­takt und die Kör­per­spra­che doch recht viel ver­lo­ren.

Gibt es besondere Herausforderungen? Kommen besondere Maschinen oder Verfahren zum Einsatz?

Spek­ta­ku­lär wird es beim Brü­cken­bau, nörd­lich vom Bahn­hof Al­ten­burg, hier bau­en wir vie­le Ei­sen­bahn­über­füh­run­gen, eine da­von mit ei­ner Stütz­wei­te von 62 Me­tern, das ist schon et­was Be­son­de­res. Die Brü­cken­tei­le wer­den ne­ben der Stre­cke vor­ge­fer­tigt und dann ein­ge­scho­ben. Eine Her­aus­for­de­rung ist na­tür­lich auch der um­fas­sen­de Um­bau des Bahn­hofs Al­ten­burg, den wir so durch­füh­ren, dass der Ei­sen­bahn­ver­kehr und der in­ner­städ­ti­sche Stra­ßen­ver­kehr wei­ter­flie­ßen kön­nen.

Am Bahn­hof Göß­nitz und in Al­ten­burg ha­ben wir Bach­läu­fe zu be­ach­ten und schüt­zen die Bau­wer­ke vor zu­künf­ti­gem Hoch­was­ser, der Bahn­hof Göß­nitz wird ins­ge­samt an­ge­ho­ben.

Worauf freuen Sie sich besonders innerhalb des Projekts?

Die gro­ßen Brü­cken – das sind fas­zi­nie­ren­de schö­ne neue Bau­wer­ke, die ste­hen dann da 80 bis 100 Jah­re, da sieht man, was ent­stan­den ist und was für eine dau­er­haf­te ro­bus­te In­fra­struk­tur wir hier schaf­fen.

Und dann ha­ben wir noch eine Be­son­der­heit, die man nicht so gut von au­ßen sieht, die aber Pla­nungs­ab­läu­fe ver­kürzt und vie­les ein­fa­cher macht. 

Wenn das ESTW in Al­ten­burg in Be­trieb geht, wer­den wir ab Mai 2022 bis zum Ende der Bau­ar­bei­ten den Ver­kehr für un­se­re Bau­ab­schnit­te von dort aus steu­ern und sehr viel fle­xi­bler re­agie­ren kön­nen.

Wie werden die Fahrgäste und Anrainer betroffen sein?

Wir ver­su­chen mög­lichst we­ni­ge Ein­schrän­kun­gen zu ver­ur­sa­chen. Es gibt eine To­tal­sper­rung pro Jahr und die wird auf die Som­mer­fe­ri­en und die Be­triebs­pau­sen der ent­spre­chen­den Gü­ter­ver­kehrs­kun­den ab­ge­stimmt, wir sind da in­ten­siv im Aus­tausch und in­for­mie­ren mög­lichst früh­zei­tig.

Was ist nachher besser?

Wir leis­ten ei­nen ganz gro­ßen Bei­trag zur Ver­kehrs­wen­de, die Leu­te vor Ort pro­fi­tie­ren da­von sehr. Mit den neu­en Bahn­hö­fen er­hal­ten sie at­trak­ti­ve Zu­gangs­ge­bäu­de und das ge­sam­te Sys­tem Bahn wird hier ro­bus­ter. Die Leu­te in­ter­es­siert ja, ist mein Zug schnell, zu­ver­läs­sig und pünkt­lich? Da­für ar­bei­ten wir hier. 

Die Mo­der­ni­sie­rung bringt eine Fahr­zeit­ver­kür­zung, das macht ei­nen hoch­wer­ti­gen S-Bahn-Takt zwi­schen Leip­zig und Um­land mög­lich. In den um­lie­gen­den Ge­mein­den woh­nen und in den Me­tro­po­len ar­bei­ten, mit re­gel­mä­ßi­ger schnel­ler S-Bahn-An­bin­dung funk­tio­niert das wun­der­bar.

No­vem­ber 2021