Interview mit Tobias Mocker

Teamleiter Umbau Knoten Gößnitz

Tobias Mocker

Dipl.-Ing.

Teamleiter Umbau Knoten Gößnitz

  • Er war bereits seit 2018 als Werkstudent im Projekt Sachsen-Franken-Magistrale tätig.
  • Nach dem Studienabschluss kam der feste Einstieg bei der Deutschen Bahn mit unterschiedlichen Positionen bei verschiedenen Teilprojekten der Sachsen-Franken-Magistrale.
  • Seit August 2024 ist er Teamleiter für den Knoten Gößnitz

Was ist Ihre Aufgabe im Projekt?

Im Grunde die Koordination aller Beteiligten am Projekt und das Zusammenhalten aller Fäden: Von der Planung der Bauzustände und Sperrpausen, der Organisation der Baufirmen über den Blick auf das notwendige Geld bis zum Team, das die einzelnen Schritte steuert und überwacht. 

Alles soll zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, damit die bestellten Leistungen zur geplanten Zeit erbracht werden können.

Was genau passiert gerade auf „Ihrem“ Abschnitt? Es ging ja darum, den gesamten Bahnhof umzubauen. Wie ist denn nun der Stand der Dinge?

Wir haben den Westbereich des Bahnhofs, die Gleise 7, 8 und 9 in Betrieb genommen und mittlerweile schon etliche Weichen eingebaut. Der Bahnsteig 3/4 ist in Betrieb und damit einer der beiden Aufzüge – wir haben aktuell zusätzlich zwei Interimsbahnsteige, an denen der Verkehr rollt.
Im Güterverkehrsbereich haben wir den Autoverlader der SAT angebunden und die drei neuen Rampen wurden dort in ihrer Endlage errichtet. Außerdem haben wir die Personenunterführung verlängert – das war ursprünglich so nicht geplant, diese Entscheidung wurde während des Projekts getroffen. Die Gestaltung des Tunnels haben wir zusammen mit einem Graffiti-Verein und der örtlichen Regelschule vorgenommen. Jetzt sind wir dabei, den Tunnel im Bereich des ursprünglichen Bahnsteigzugangs zu erneuern und an den Bestand anzuschließen. Den Zwischenteil können wir erst angehen, wenn wir in die nächste Bauphase kommen und die Gleise, die dort momentan noch im Betrieb sind, außer Betrieb gehen. Im Bauabschnitt 3/4 haben wir diverse Durchlässe eingebaut, von Rahmendurchlässen, Rohrdurchlässen und so weiter haben wir eigentlich alles, was das Regelwerk so an Durchlässen hergibt, verbaut.

Derzeit sind wir auch mit unseren insgesamt sieben Brückenprojekten in dem Abschnitt schwer beschäftigt. Teilweise wird intensiv gebaut – etwa in der Bahnhofstraße in Ponitz, in der Merlacher Straße und an der Breitscheidstraße in Crimmitschau. Auch an der Paradiesbach in Crimmitschau finden bauvorbereitende Maßnahmen statt, Kampfmittel sind schon sondiert und dort geht es dann auch in den Bau. An der Schmöllner Straße befinden wir uns im Abschluss der Planung, die bauliche Umsetzung kann erst erfolgen, wenn die Brücke in der Bahnhofstraße in Ponitz, befahrbar ist. Das muss nacheinander passieren, damit die Zuwegungen und Verkehrsbeziehungen für die Anwohner:innen vor Ort gewährleistet bleiben, insbesondere müssen Rettungsfahrzeuge jederzeit passieren können.
Das sind aktuell die Herausforderungen, die uns dann bis 2026 begleiten werden.

Und der Bahnhof wird Stück für Stück weiter umgebaut?

Wir gehen Baufeld für Baufeld vor. Das erste Baufeld wurde in den vergangen zwei Jahren bearbeitet und ist jetzt in Betrieb gegangen, wie beschrieben, die Infrastruktur ist nutzbar. In diesem Jahr schalten wir um und bauen mehr im Südkopfbereich des Bahnhofs, das zweite Baufeld. Dort werden dann die restlichen Gleise in Endlage hergestellt.

Dort wird noch eine riesengroße Stützwand errichtet. Was die Sache ein bisschen komplexer macht, sind die vielen Weichenverbindungen und Weichenplatten, die in diesem Bereich verbaut werden. 

Die einzelnen Zwischenzustände zu planen und dann auch technologisch so umzubauen, dass man während des Einbaus auch einen reibungslosen Eisenbahnbetrieb gewährleisten kann, das sind unsere aktuellen Aufgaben. Wir arbeiten mit Teilsperrungen und viel unter rollenden Rad, aber jährlich mindestens eine große Totalsperrung brauchen wir. Die nächste und einzige ausgedehnte in diesem Jahr ist vom 8. August bis 5. Oktober.

Und was wird während der Totalsperrung August bis Oktober gemacht?

Dort werden vorwiegend die Arbeiten getätigt, die wir auf keinen Fall unterm rollenden Rad machen können. Das heißt dann wirklich: Die alten Weichen ausbauen, neue Gleise verlegen, Weichen und Sicherungstechnik einbauen, Oberleitungsmaste gründen. Ein besonders wichtiger Teil ist anschließend die Inbetriebnahme der Leit- und Sicherungstechnik

Es handelt sich schließlich um sicherheitsrelevante Infrastruktur, das braucht seine Zeit, damit wir das mit der notwendigen Sorgfalt machen können. Das ist immer noch mal ein sehr komplexes Thema zum Ende so einer Totalsperrung.

Das neue Stellwerk ist aber bereits 2023 in Betrieb gegangen…

Genau das heißt, wir befinden uns jetzt nicht mehr im Bereich vom Umbau unter Alttechnik, so wie wir 2023 gebaut haben, sondern wir haben jetzt schon ein elektronisches Stellwerk, unter dem wir bauen. Dabei sind technisch andere Aspekte zu beachten, insbesondere was die Software betrifft.

Insgesamt gilt es, viele Schnittstellen und viele Akteure zu koordinieren, so dass alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort und handlungsfähig sind.

Also sind das die großen Herausforderungen und Meilensteine?

Richtig, der wichtigste Meilenstein für 2025 ist der 5. Oktober. Also die nächste große Umschaltung und Inbetriebnahme – dann haben wir 2026 auch noch mal so einen ähnlich gelagerten Meilenstein. 

Weil wir dann den Endzustand der Infrastruktur in allen Abschnitten in Betrieb nehmen, im Bauabschnitt 2 am Bahnhof direkt und auf der freien Strecke. 

Worauf freuen Sie sich innerhalb des Projektes?

Ich bin froh, wenn der erste Zug rollt und auch alle Beteiligten zufrieden sind. Mein Ziel ist, dass die Fahrgäste sagen, jetzt fahre ich hier gerne mit der Eisenbahn; dass alle Unternehmen, die am Bau beteiligt waren, sagen, das war eine schöne Baustelle, hier haben wir gerne gearbeitet; und natürlich auch, dass in unserem Hause, bei der Deutschen Bahn gesagt wird, das Projekt hat funktioniert. Das sind die drei Punkte, auf die ich mich freue.

Das Wichtigste sind mir dabei immer die Fahrgäste, die Bürger:innen vor Ort, wenn die sehen, hier ist wirklich etwas Ordentliches entstanden, hier haben wir eine moderne, zuverlässige Infrastruktur, die wir gerne nutzen und die so stabil ist, dass wir jetzt auch ein paar Jahre Ruhe haben.

Ruhe haben ist ein gutes Stichwort… Sie meinen die Arbeiten verlangen die Anwohner:innen auch einiges ab?

Das ist und bleibt während des Projektes so: Wir haben jedes Jahr eine sehr bauintensive Phase und für die Leute, die da direkt an der Strecke wohnen, ist das unter Umständen schon eine schwere Zeit, weil das zwangsläufig mit Einschränkungen einhergeht. Wir bemühen uns, die für die Bürger:innen und für das tägliche Leben so gut es geht zu minimieren.

Und es gibt zum Glück auch eine Zeit, wenn wir fertig sind und wenn man sich dann einfach an den Ergebnissen erfreuen kann: Gößnitz wird am Ende einen schönen neuen Bahnhof haben.

Wie informieren Sie denn vor Ort über das Projekt?

Wir haben festgestellt, dass der Infopunkt unter dem Jahr nicht mehr so stark besucht ist, der ist eher vor der großen Sperrung ein wichtiger Anlaufpunkt, vor den besonders bauintensiven Phasen passen wir das Angebot dort jeweils aktuell der Situation an. 

Es gibt Infoveranstaltungen und wir informieren auch regelmäßig in den lokalen Amtsblättern über den Projektfortschritt, das ist ein sicherer Weg, möglichst viele Anwohner:innen zu erreichen.

Januar 2025