Chemnitzer Bahnbogen
Aktuelles
Chemnitzer Bahnbogen
Die Schieneninfrastruktur in Sachsens drittgrößter Stadt wird an moderne Standards angepasst. Bei der Modernisierung des sogenannten „Chemnitzer Bahnbogens“ werden zwei Verkehrsstationen und fünf Eisenbahnüberführungen neu gebaut. Außerdem werden die Oberleitung und die Signalanlagen erneuert sowie Arbeiten zum Lärmschutz und Ausgleichs- und Ersatzarbeiten zum Schutz von Natur und Umwelt umgesetzt.
Ein Teilprojekt des Bahnbogens ist das Chemnitzer Viadukt. Informationen dazu finden Sie hier.
Baumaßnahmen
- Streckenlänge: 2,8 km
- Neubau Eisenbahnüberführungen (EÜ): 4
- Neubau Straßenüberführungen (SÜ) durch Stadt Chemnitz
- Neubau Mischwasserkanal
- 15 Stützwände
- Neubau Haltepunkte (Hp) Chemnitz Mitte, Chemnitz Süd
- Erneuerung Oberbau: ca. 2,8 km
- Erneuerung Weichen
- Lärmschutzwände: ca. 1,9 km
Zeitplan
Der letzte noch nicht erneuerte Abschnitt der Schieneninfrastruktur in Chemnitz wird an derzeitige Standards angepasst. Das rund 2,8 Kilometer lange Teilstück erstreckt sich zwischen der Augustusburger Straße und dem Haltepunkt Chemnitz Mitte und wird infolge der Streckenführung auch als Chemnitzer Bahnbogen bezeichnet. Die gesamten Gleisanlagen werden erneuert. Zudem werden die Haltepunkte Chemnitz Süd und Chemnitz Mitte barrierefrei ausgebaut und besser mit dem öffentlichen Personennahverkehr verknüpft. Darüber hinaus werden vier bestehende Brücken im Streckenabschnitt durch neue Bauwerke ersetzt. Für das Chemnitzer Viadukt wurde ein Planänderungsverfahren durchgeführt. Im Dezember 2020 erteilte das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) die Genehmigung für die Ertüchtigung des Bauwerkes.
Das Projekt Chemnitzer Bahnbogen ist Teil des Gesamtprojekts Sachsen-Franken-Magistrale. Die Sachsen-Franken-Magistrale verläuft von Leipzig/Dresden über Werdau nach Hof und wird derzeit abschnittsweise modernisiert. Im Bereich des Chemnitzer Bahnbogens werden die Gleisanlagen, alle Signale sowie die Oberleitung erneuert. Zudem werden auf rund 1,9 Kilometern neue Stützmauern gebaut und Lärmschutzwände errichtet.
Der heute bestehende Haltepunkt Chemnitz Mitte wird zurückgebaut und an der Stollberger Straße neu errichtet. Durch den neuen Standort der Verkehrsstation wird die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (Straßenbahn/Bus) erheblich verbessert. Die Haltepunkte Chemnitz Mitte und Chemnitz Süd werden zudem mit Aufzügen ausgestattet, wodurch sie künftig barrierefrei erreichbar sind.
Darüber hinaus werden die vier bestehenden Eisenbahnüberführungen (EÜ) „Augustusburger Straße“, „Bernsdorfer Straße“, „Reichenhainer Straße“ und „Stollberger Straße“ als Stahlbetonbrücken neu gebaut. Die EÜ „Reichsstraße“ wird zurückgebaut und die entstandene Lücke verfüllt, da sie zukünftig nicht mehr für den Straßenverkehr erforderlich ist. Die Straßenüberführung (SÜ) „Zschopauer Straße“ wird von der Stadt Chemnitz neu gebaut
Nach Fertigstellung des Chemnitzer Bahnbogens ist die Modernisierung der Sachsen-Franken-Magistrale zwischen Leipzig/Dresden und Hof weitestgehend abgeschlossen. Für Reisende bedeutet der Ausbau der Strecke eine spürbare Verbesserung: Unter anderem wird die Reisezeit von Dresden nach Hof um eine Stunde auf etwa zweieinhalb Stunden verkürzt.
Bauarbeiten in der Stadt und unter „rollendem Rad“
Die Bauarbeiten stehen vor zwei großen Herausforderungen: Zum einen werden alle Arbeiten „unter rollendem Rad“ ausgeführt. Das bedeutet, dass die Strecke während der gesamten Bauzeit für Personen- und Güterzüge nutzbar sein wird. Die Gleise werden nacheinander umgebaut und so ist immer jeweils ein Gleis befahrbar. Die zweite Herausforderung besteht darin, dass die Bauarbeiten im Stadtzentrum von Chemnitz stattfinden – der Chemnitzer Bahnbogen kreuzt zahlreiche Straßen und Straßenbahnlinien.
Besonders bei den Arbeiten an den Brückenbauwerken müssen die Ingenieure und Bauarbeiter anspruchsvolle technische und logistische Fragen lösen. Um die nicht vermeidbaren Einschränkungen im Straßenverkehr möglichst gering zu halten, ist eine intensive Abstimmung unter anderem mit der Stadt, der Chemnitzer Verkehrs AG und der VMS Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH notwendig. Weiterhin nutzt die Stadt den Umbau der Gleisanlagen, um die Straßenüberführung in der Zschopauer Straße zu erneuern.
Im Anschluss an die Vorplanungen und die Betrachtung verschiedener Ausführungsvarianten wurde das förmliche Planfeststellungsverfahren im November 2015 eingeleitet. Die dafür eingereichten Unterlagen beinhalten die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs sowie die Ergebnisse zahlreicher öffentlicher Dialogveranstaltungen mit den Trägern öffentlicher Belange, der Verwaltung und den Chemnitzer Bürgern. Darüber hinaus wurden detaillierte Fachplanungen hinterlegt – etwa zu Aspekten der Natur und Umwelt sowie zum Denkmalschutz.
Die gesetzlich vorgeschriebene, öffentliche Auslegung der Planungsunterlagen stieß Ende 2016 auf großes Interesse: Insgesamt wurden 560 private Einwendungen sowie Stellungnahmen von 45 öffentlichen Institutionen in das Planfeststellungsverfahren eingebracht. Bei einer dreitägigen Anhörung im Dezember 2016 hatten alle Beteiligten in Chemnitz die Gelegenheit, ihre Argumente für die Modernisierungsarbeiten sowie ihre Einwendungen ausführlich zu erörtern.
Die Landesdirektion Sachsen als Anhörungsbehörde hatte die Erörterung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens fachlich so strukturiert, dass die privaten Grundstückseigentümer ihre Belange ebenso wie auch die Verkehrsbetriebe, die Chemnitzer Wirtschaftsverbände sowie die Ordnungs- und Umweltämter ausführlich darstellen konnten. Schwerpunkt der Anhörung war die kontrovers diskutierte Frage, ob das ingenieurstechnisch bedeutsame Chemnitzer Viadukt als Stahlbetonbrücke neu gebaut oder modernisiert wird.
Im Oktober 2017 stellte die Landesdirektion Sachsen den Erörterungsbericht fertig. Dieser diente als Grundlage für den Planfeststellungsbeschluss, der nach ausgiebiger Prüfung durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) am 1. Juni 2018 erlassen wurde. Genehmigt wurde hierbei der Neubau der vier Eisenbahnüberführungen (EÜ) „Augustusburger Straße“, „Stollberger Straße“, „Bernsdorfer Straße“ und „Reichenhainer Straße“. Außerdem den Neubau der Haltepunkte „Chemnitz Mitte“ und „Chemnitz Süd“ sowie der Straßenüberführung „Zschopauer Straße“.
Am 4. März 2019 begannen die vorbereitenden Bauarbeiten an der Brücke „Zschopauer Straße“. Seit Ende September 2019 finden die Hauptbauarbeiten statt. Das erste neue Teilbauwerk der Brücke wurde Anfang Juli 2020 in Betrieb genommen. Seit 6. Juli 2020 wurden die Vorarbeiten für den Rückbau des zweiten Teilbauwerkes durchgeführt. Anschließend wurde das Brückenteil vom 14. bis 16. August 2020 unter Vollsperrung der Zschopauer Straße und der darunterliegenden Bahngleise zurückgebaut. Nach der Herstellung der neuen Brückenwiderlager werden die neuen Verbundfertigteile auf diese montiert.
Bis Januar 2020 wurde die EÜ „Reichsstraße“ zurückgebaut. Die entstandene Lücke wird verfüllt.
Ebenfalls im Januar 2020 begannen die Rückbauarbeiten an den EÜ „Augustusburger Straße“,
„Reichenhainer Straße“, „Stollberger Straße“ sowie „Bernsdorfer Straße“. Bis Mitte 2020 wurden diese abgeschlossen. Seit Mai 2020 werden an den EÜ unter anderem die neuen Brückenträger eingehoben. Der Rohbau der EÜ ist halbseitig weitestgehend fertiggestellt. Lediglich an der Augustusburger Straße wurden die Brückenträger erst im Oktober und November 2020 eingehoben, sodass der Rohbau auch hier seit Ende 2020 halbseitig fertiggestellt ist.
Im Rahmen der 2. Bauphase wird das alte Gleis Richtung Werdau einschließlich der vier EÜ komplett neu errichtet. Der Ausbau der Brücken begann Ende März 2021.
An der EÜ „Augustusburger Straße“ wurde der Überbau Ende März 2021 ausgehoben. Anschließend wurden die Widerlager zurückgebaut. Diese Arbeiten wurden anschließend auch an der EÜ „Reichenhainer Straße“ durchgeführt.
Vom 3. bis 5. April 2021 wurden der Überbau, die Pfeiler und die Widerlager der EÜ „Bernsdorfer Straße“ mit fünf Baggern zurückgebaut.
In der Nacht 9./10. April 2021 wurde die EÜ „Stollberger Straße“ ausgehoben, vor Ort zerlegt und abtransportiert.
Alle o.a. Brücken konnten bis Dezember 2021 weitestgehend fertig gestellt bzw. für die nachfolgenden Arbeiten, wie Gleisbau, Montage von Oberleitungsanlagen vorbereitet werden. Bis April 2022 werden auch diese Arbeiten fertiggestellt sein.
Die Brücken- Oberbau-, sowie die Oberleitungsarbeiten werden im Frühjahr 2022 abschnittsweise abgeschlossen. Ab April 2022 wird der Haltepunkt „Chemnitz Süd“ und ab Mai 2022 der Haltepunkt „Chemnitz Mitte“ barrierefrei erreichbar. Die Komplettierung der Brücken mit Verblendungen, den Verzierungen, Vormauerungen werden noch im Jahr 2022 vorgenommen. Auch Maßnahmen an Lärmschutzanlagen sollen bis auf Teilbereiche vor und hinter dem Chemnitzer Viadukt 2022 vollendet werden.